fharley rose [sax]
Fabio goueva [guit]
lorenzo vitolo [keys]
jeremie krüttli [bass]
marton juhasz [dr]
v.ö.: 07. februar 2025
unit records / membran
als der mit allen wassern gewaschene schlagzeuger marton juhasz 2017 in die schweiz zog, um teil des «focusyear» programms des basler jazzcampus zu werden, ist er nicht in eine metropole gezogen, sondern in eine kuschelige kleinstadt. und trotzdem benennt er sein neues album: metropolis. was hat es damit auf sich? nun, juhasz sieht die welt durch das in unserer globalen gesellschaft immer wichtiger werdende – verbindende und gleichzeitig allzu oft auch trennende internet – zu einer einzigen grossen «metropolis» zusammenwachsen. Eine «metropolis», in der jedermann zugriff auf alle musik der welt, alle bücher der welt, alles wissen der welt hat. aus diesem gefühl eines (musikalischen) überflusses und überangebotes, und auch aus einem leichten unbehagen ob einer um sich greifenden musikalischen beliebigkeit und kurzlebigkeit heraus, hat marton juhasz auf metropolis den Versuch unternommen, seine profunde auseinandersetzung mit verschiedenen musikkulturen und zeitepochen der jazzgeschichte in eine musik fliessen zu lassen, die er als «post modern contemporary jazz fusion» definiert. und die sich als gelungenes gesamtwerk, als in sich geschlossenes album den modernen hörgewohnheiten der immer kürzer werdenden online-formaten diametral entgegensetzt.
was den klang und die instrumentierung anbelangt, hat sich juhasz die berühmten «headhunters» von herbie hancock zum vorbild genommen. die musikalische frage, die er sich dabei gestellt hat: kann dem genre «fusion» heutzutage eine zeitgemässe, eigene handschrift, eine neuinterpretation des genres hinzugefügt werden? die antwort ist: marton juhasz kann es.
marcel lüscher [t-sax, b-/cl]
thomas lüscher [p]
björn meyer [bass]
kaspar rast [dr]
v.ö.: 30. januar 2025
unit records / membran
ein erstaunlich optimistischer titel für ein doch eher melancholisch getuntes album. aber das ist vielleicht der grundsätzlichen ambivalenz der melancholie geschuldet: mit dem rücken zur fahrtrichtung der zukunft entgegen, dabei alles zurückgelassene noch lange im blick. oder es ist diese eher skandinavische klangästhetik, die das neue album des schweizer saxophonisten und holzblasgeneralisten marcel lüscher prägt.
Das muskelspiel, die ausgestellte virtuosität ist lüscher fremd. es geht um die gestaltung des klangs und die kreative suche nach der tragenden melodie. dass virtuosität hierbei durchaus auch eine rolle spielt, ist lüschers ton – ganz gleich ob auf dem saxophon oder klarinette wie bassklarinette – mit jeder note anzuhören. das sanfte aushauchen des vergangenen, das energisch-offene schreien und fauchen dem neuen entgegen. eine gestaltung mit tiefe und unmittelbarkeit.
fredrik lundin [t- & m-s sax]
makiko hirabayashi [p]
thommy andersson [bass]
bjørn heebøll [dr & perc]
v.ö.: 24. januar 2025
enja/yellowbird / edel
es ist das zehnte album in eigenregie der in tokio geborenen, seit über 30 jahren in kopenhagen grundierten pianistin und komponistin. der vorgänger meteora – in triobesetzung – war inspiriert von der gleichnamigen klösterlichen einsiedelei im nordwesten griechenlands. gifts – eingespielt im quartett der weavers – ist eine art memoir der eigenen musikalischen sozialisation.
makiko wächst in tokio und hongkong auf, erfährt eine klassisch fundierte instrumentalbildung und entdeckt am berklee college in den usa ihre liebe zum jazz. 2023 ereilt sie als mittlerweile international vielfach ausgezeichnete musikerin ein kompositionsauftrag für die händel-festspiele in halle/saale, und der entpuppt sich als musikalischer flashback. ihre Mutter war in makikos kindheit und jugend als chorsängerin in die jährlichen aufführungen des «messias» eingebunden. so steht der rückbezug auf händel in diesem album für die musikalität als gabe oder geschenk, aber vielleicht auch als eine substanz, die ihre eigenen, gelegentlich zersetzenden kräfte entfaltet.
mit „3 tage jazz“ steht saalfelden leogang ganz im zeichen der improvisierten musik
vom 24. bis 26. januar 2025 wird saalfelden leogang erneut zum treffpunkt der internationalen jazzszene: das „3 tage jazz“ festival lädt zu einer musikalischen reise voller klanglicher vielfalt und kontraste ein. mit konzerten an verschiedenen orten wie dem kunsthaus nexus, der stadtpfarrkirche saalfelden, dem bergbau- und gotikmuseum leogang und dem asitzbräu mitten im skicircus saalbach hinterglemm leogang fieberbrunn, präsentiert das festival hochkarätige künstler:innen aus österreich und darüber hinaus.
claude meier [upright & e bass, comp]
marc stucki [t-sax]
urs müller [guit]
fabian m. müller [keys]
christoph steiner [dr]
v.ö.: 24. januar 2025
rabbit hill records / membran
polyphone reisen durch schroffe klanglandschaften
mit loopwheel veröffentlicht die schweizer band garn ihr zweites album und lädt zu einer klanglichen reise durch vielschichtige, lebendige soundlandschaften ein. garn ist mehr als nur eine band – sie ist ein kollektiv von musikern, die ihre einflüsse aus jazz, rock und experimenteller musik zu einer einzigartigen erzählung verweben. das ensemble, kreiert musik, die ebenso intensiv und vielschichtig ist wie die schroffe landschaft der schweizer alpen, aus der sie stammt.
eine ode an das imperfekte
im zentrum des neuen albums loopwheel steht die auseinandersetzung mit produktionsprozessen, sowohl in der musik als auch in der materiellen welt. der titel des albums verweist auf eine traditionelle methode der stoffherstellung, die geduld und handwerkskunst erfordert. ähnlich wie bei der herstellung eines fein gewobenen stoffes nimmt sich die band zeit, um klänge und texturen zu formen – manchmal ist es gerade die unregelmäßigkeit, die den charakter der musik ausmacht. so wird jeder ton bewusst gesetzt, während die entstehenden musikalischen „unperfektheiten“ das werk besonders authentisch und erdig wirken lassen.
thómas jónsson [keys]
ómar guðjónsson [guit, bass]
óskar guðjónsson [sax]
magnús trygvason eliassen [dr]
v.ö.: 22. november 2024
enja / edel
adhd ist eine diagnose, eine psychische disposition, die stets nervös nach ordnung sucht und dabei ständig neue blüten treibt. adha ist ein jazzquartett aus island, das sich in permanenter disorder verortet und sich vermutlich selbst niemals als jazzquartett bezeichnen würde. eher als vier freunde, die sich zur rituellen kommunikation treffen, um verschiedene sprachen aus verschiedenen welten an einem gemeinsamen ort in einer fiktiven landschaft zusammenzutragen.
spätestens seit ihrem fulminanten auftritt 2015 bei der jazzahead in bremen kennt man die vier freundlichen wikinger auch hierzulande, und die wiederum fühlen sich hier offenbar so gut aufgehoben, dass sie ihr nunmehr neuntes album in einem dresdner studio eingespielt haben. die alben des quartetts sind seit jeher ohne titel und konsequent durchnummeriert, der sound beständig im wandel: expeditionen durch die klangwelten von jazz, progressive und alternative rock oder auch melancholisch verschattetem triphop.
alessio cazetta [guit, comp]
david binney [a-sax]
fernando brox [fl]
iannis obiols [p, keys]
kuba dworak [bass]
iago fernández [dr]
v.ö.: 14. november 2024
unit records / membran
komplex, dicht und schillernd: so klingt «love, death & the eternal blues» von alessio cazzetta. der gitarrist hat damit ein persönliches statement gemeinsam mit einem fulminanten sextett in grandiose jazzmusik verwandelt.
jeder mensch ist die summe seiner erfahrungen und alessio cazzetta könnte ein buch über die seinen schreiben. doch für einen wie ihn, der in der schweiz zu den versiertesten komponisten und gitarristen seiner generation zählt, lag es auf der hand, die gefühle, eindrücke und deren verarbeitung in klingende kunst zu verwandeln. «love, death & the eternal blues» lädt die hörerin, den hörer ein, in diesem gewaltigen kosmos zu baden und so dieselbe katharsis zu empfinden, mit der sich ihr schöpfer selbst beschenkt hat.
«love, death & the eternal blues» ist trotz seines markanten und unzweideutigen titels kein album eines klagenden. im gegenteil: die acht stücke sind das ergebnis einer kompositorischen auseinandersetzung mit der eigenen befindlichkeit, die in der folge durch die kollektive energie der musiker den «ewigen blues» als lebensbejahende grundhaltung definiert.
sebastian studnitzky [p & tr]
kammerorchester der philharmonie odesa, dirigiert von volodymyr dikiy
feat.
andrii pokaz [p]
paul kleber [b]
tim sarhan [dr]
bodek janke [perc]
v.ö.: 15. november 2024
xjazz music / membran
eine mitreißende modern-klassische hommage an die unverwüstlichkeit einer stadt und ihrer menschen
inmitten des dröhnenden echos des krieges in der ukraine entstand eine sinfonie der widerstandskraft. «memento odesa», ein projekt, das zeugnis des unbeugsamen menschlichen geistes ablegt, wurde vor der kulisse der vom krieg gezeichneten straßen odesas realisiert. die von sebastian studnitzky komponierte und vom symphonieorchester odesa unter der leitung von volodymyr dikiy eingespielte musik spiegelt den geist einer belagerten stadt wider. sie fängt den glanz der erinnerungen an eine vergangenheit ein, die sich heute fern anfühlt, sowie die ungewissheit einer unvorhersehbaren zukunft. gleichzeitig verkörpert sie die emotionen, hoffnungen und die unnachgiebige stärke einer gemeinschaft, die allen widrigkeiten trotzt.
sebastian studnitzky, komponist und jazztrompeter, verbindet eine tiefe beziehung zur ukraine. als musiker ist er über seine lange karriere hinweg mehrfach dort aufgetreten, und kürzlich nahm er gespräche mit ukrainischen kollegen und partnern auf, um eine sonderausgabe des renommierten xjazz!-festivals – das er vor zehn jahren in deutschland gründete – in die ukraine zu bringen. diese verbindungen wurden durch den einmarsch der russischen armee ins land noch enger. in dieser zeit traf studnitzky auf die ukrainische kreativproduzentin anastasiia pokaz, die seither ein zentrales mitglied des xjazz!teams ist. gemeinsam setzten sie sich das ziel, ihre plattformen zu nutzen, um das bewusstsein für den konflikt zu stärken. In zusammenarbeit mit ukrainischen künstlern und mitarbeitern, von denen viele zu geflüchteten wurden, führten sie verschiedene projekte durch – von albumproduktionen über benefizkonzerte bis hin zu vorträgen – um die humanitären bemühungen vor ort zu unterstützen.
evgeny ring [sax, comp]
philip frischkorn [p, comp]
marc muellbauer [bass]
eva klesse [dr, comp]
feat.
michael schiefel [voc]
zuza jasinska [voc]
philipp rumsch [sound design, electr]
v.ö.: 01. november 2024
enja/yellowbird / edel
einfühlsam, ausdrucksstark, mutig und zart. vier worte, die während des nachdenkens über das eva klesse quartett und seine protagonist*innen ohne zögern auf papier fallen. zehn jahre nach dem erscheinen ihres ersten albums xenon in 2014 veröffentlicht die band im herbst 2024 mit stimmen ihr sechstes, womöglich bislang persönlichstes und politischstes album. gemeinsam mit den drei gastmusiker*innen michael schiefel (stimme), zuza jasinska (stimme) und philipp rumsch (sound design & electronics) kreieren evgeny ring (saxophon), philip frischkorn (klavier), marc muellbauer (kontrabass) und eva klesse (schlagzeug) einen komplexen klangkosmos in der form eines musikalischen essays, der die konfrontation mit schmerz, trauer, wut und verzweiflung nicht scheut und gleichzeitig immer wieder von hoffnung erzählt.
johannes enders [sax]
joris teepe [bass]
billy hart [dr]
v.ö.: 01. november 2024
enja / ammerton [edel]
es ist diese unglaubliche präsenz, die johannes enders an pharoah sanders fasziniert, diese energie, mit der er die aura eines ortes zum positiven verändern konnte. so hatte sich der 1944 in arkansas geborene und im spätsommer 2022 in los angeles gestorbene tenorsaxophonist und charismatiker eingeschrieben in die geschichte der modernen musik. er formulierte seine spielart eines spirituellen jazz, steigerte melodiöse schönheit bis zum schrei und sprach mit nach innen gewendeter sinnlichkeit beschwörend von etwas größerem.
von dieser emotionalen intensität hat sich dieses trio inspirieren lassen, ohne die anregende quelle simpel zu kopieren. In neun eigenkompositionen und der von sanders gern interpretierten standard-ballade «it’s easy to remember» gestalten sie ihren imponierenden brückenschlag, indem sie eine eigene deutung formulieren, ausschreiten und elastisch zum klingen bringen.
charlotte lang [saxes, bcl]
andré sudol & nitzan birnbaum [dr]
ciara moser [eb]
nadav lavie [kb]
ebba danke [p]
jude poorten [guit]
feat:
farayi malek [voc]
katie webster [a-sax]
lukas reinert [tb]
v.ö.: 25. oktober 2024
unit records / membran
4 zentimeter – so lang ist der menschliche gehörgang. keine weite strecke, aber auf diesen 4 zentimetern kann viel passieren. wenn töne durch den gehörgang reisen, können sie erfreuen, erschüttern, glücklich oder traurig machen, sogar leben verändern.
eine Reise muss also nicht unbedingt weit sein, um große spuren und inspirationen zu hinterlassen. wenn die melodien und grooves von charlotte lang ihre reise durch den gehörgang antreten, spürt man sofort: hier geht es um etwas, hier ist eine erzählerin am werk, die etwas zu sagen hat.
in diese klänge sind geschichten hineinkomponiert, große und kleine, konkrete und abstrakte. klar ist: charlotte langs debutalbum the journey ist herausragend, denn selten hört man einer musik die persönlichkeit, die dahintersteht, so stark an.
godwin louis [sax]
jeremy corren [p]
or bareket [bass]
savannah harris [dr]
v.ö.: 18. oktober 2024
enja/yellowbird / edel
yōm, barekets viertes album als leader, zeugt von einer weitreichenden entwicklung seiner person und seiner gruppe. energetisch, fokussiert und vielfältig in ihrem emotionalen inhalt, aber rigoros und durchdacht in der umsetzung, ist die musik auf dem neuen album eine antwort auf die vielen kollektiven und persönlichen erfahrungen, die man in der schnelllebigen eelt nach covid machen muss. die 13 tracks von yōm versuchen, das breite spektrum dessen, was licht und wärme musikalisch bedeuten, zu behandeln: von erhellend bis blendend, von wohliger wärme bis zu brennender hitze. die besondere ausgewogenheit der persönlichen temperamente des quartetts eignet sich hervorragend für die erkundung einer so großen klangwelt.
anne munka [vocals]
olga reznichenko [piano]
robert lucaciu [bass]
maximilian breu [drums]
v.ö.: 18. oktober 2024
boomslang records / galileo mc
lyrik auf die zwölf! was mit dem blick aufs cover auch eine indieband der nuller jahre sein könnte, erweist sich als jazzgeladenes powerhouse, das vor ideenreichtum und spielfreude nur so blitzt. das leipziger quartett „pauline réage“ erschließt sich mit hochgradig energetischem spiel und poetischer mehrstimmigkeit neues terrain.
anne munka, sängerin und initiatorin des projekts, beschreibt ihre musik als dramatisch, empathisch und lyrisch. noch vor drei jahren lag ihr schwerpunkt hauptsächlich auf der vermittlung von literatur, klangkunst und hörspiel. kollaborationen mit stimmen aus jazz und lyrik wie marcel beyer, rabih lahoud, nora gomringer und günther baby sommer haben ihr nicht nur eine breite künstlerische basis verschafft, sondern auch den grundstein für ihr jazzquartett „pauline réage“ gelegt. …
julian argüelles [sax, clar, flutes, keys, perc, programming, ed]
martin france [dr (#4, 7 & 8)]
helge andreas norbakken [p (#3 & 9)]
steve argüelles [drum loops (#2 &10), sampled from ‚drum a day’]
v.ö.: 25. oktober 2024 – neu!
escapade records / proper
seit seinem erscheinen in der fruchtbaren londoner szene der 1980er jahre mit den bahnbrechenden loose tubes hat der saxophonist/komponist julian argüelles seine position in der ersten reihe der zeitgenössischen musiker mit einer karriere behauptet, die eine enorme musikalität mit einer unendlich neugierigen, suchenden veranlagung verbindet. ob er nun für große ensembles wie der hr big band und die ndr big band komponiert, mit john taylor, carla bley und kenny wheeler die grenzen der musik auslotet oder in die reichen traditionen südafrikas eintaucht, sein musizieren ist stets von einem großzügigen umgang mit seinem publikum und einem forschenden sinn für abenteuer geprägt. „doublespeak“ lädt den hörer ein, julian bei der letzten station seiner reise zu begleiten und präsentiert seine unverwechselbare stimme in einem völlig neuen kreativen umfeld. dieses set von zwölf aufnahmen wurde von julian im studio erstellt, wobei er die möglichkeiten modernster musiksoftware nutzte, um die schnittstelle zu erkunden, an der sich der zeitlose klang von atem, rohrblatt und mundstück mit den grenzenlosen möglichkeiten der digitalen technologie verbindet. julians bruder steve argüelles und seine langjährigen mitarbeiter martin france und helge andrea norbakken bringen jeweils ihre eigenen persönlichkeiten als perkussionisten in die palette der virtuellen räume ein, die julian erschafft, aber letztlich präsentiert das album die unverfälschte persönlichkeit von argüelles: abenteuerlustig, furchtlos improvisierend, aber immer emotional direkt und einnehmend melodisch.
reinier baas [guit]
ben van gelder [a-sax, harm (#11)]
jeff ballard [dr (#3 & #7)]
cory smythe [p (#6)]
han dennink [dr & perc (#10)]
marta warelis [p (#10)]
v.ö.: 13. september 2024
dym?r / bertus
der saxophonist ben van gelder und der gitarrist reinier baas kündigen mit stolz die veröffentlichung ihres dritten gemeinsamen albums „this is water“ an. dieses album ist ein zeugnis ihrer einzigartigen künstlerischen synergie, die sich aus einem gemeinsamen musikalischen vokabular speist – entwickelt in ihrer 15-jährigen zusammenarbeit. baas‘ temperamentvolle spielweise der gitarre, die sich durch unerwartete rhythmische und dynamische verschiebungen auszeichnet, ergänzt nahtlos van gelders mischung aus transparenter lyrik und explosiver virtuosität.
für dieses album haben baas und van gelder vier außerordentlich überzeugende musiker eingeladen und eigens für sie komponiert. die daraus resultierenden, maßgeschneiderten songs dienen als ausdrucksmittel, heben die stärken jedes gastes hervor und legen den schwerpunkt auf die improvisation. der pianist cory smythe fügt einzigartige, feinstoffliche texturen hinzu und fordert das duo heraus, sich in unbekanntes, mikrotonales terrain vorzuwagen. schlagzeuger jeff ballard – ein kindheitsheld des duos – vermittelt als selbstloser, müheloser und großzügiger kommunikator ein tiefes verständnis für die musik und ihre verbindende kraft. auf „this is water“ schließlich spielen der schlagzeuger han bennink und die pianistin marta warelis, die beide ohne weiteres bereit sind, im interesse der musikalischen resonanz auf perfektion zu verzichten.
bekannte namen beim 44. jazzfestival saalfelden 2024 vom 22. bis 25. august
konnten wir schon mit namen wie mona matbou riahi, daniel erdmann, kris davis, johnathan blake auch immer wieder gern gesehenen gästen, wie théo ceccaldi, oli steidle und judith schwarz aufwarten, gesellen sich ins line-up nun spannende projekte rund um weitere musikalische improvisationsgrößen. so wird james brandon lewis auf the messthetics treffen – auch bezeichnet als „cultural clash of hardcore and jazz“ (m. schray) – und zusammen mit saxophonist lewis führen joe lally am bass, brendan canty am schlagwerk und gitarrist anthony pirog musikalische kategorisierungsversuche mit balladen und skurrilem swing bis hin zu post-punk, hard funk und nahezu klassischem jazz rock ad absurdum.
ebenfalls nicht für musikalische „schubladen“ zu gebrauchen ist die formation amirtha kidambi’s elder ones. mit kühnen improvisationen verschiebt sie auch kraft kidambis erstaunlichem gesang die grenzen des jazz und der elektronischen formen. dabei werden die kompositionen durch themen wie antikolonialismus, dem aufkommen des globalen faschismus, gewalt gegen asiatische amerikaner und den anhaltenden ungleichheiten im wachsenden schatten des spätkapitalismus nicht nur zum klagelied, sondern zu einem appell für rassen- und arbeitsgerechtigkeit.
eine kombination aus free jazz, traditionals und hard rock, dazu die unglaubliche stimme von sofia jernberg, das erwartet die zuhörer beim dritten bestätigten act: the end. kjetil møster (cl /t-sax/electronics), mats gustafsson (fl, b-sax, electronics), anders hana (bar- & bass guit, langeleik) und børge fjordheim (dr) kreieren hier zusammen mit jernberg eine brodelnde klanglandschaft aus dynamik, intensität und schrägheit…
franco ambrosetti [flugelhorn]
alan broadbent [p, arr, cond]
john scofield [guit]
scott colley [b]
peter erskine [dr]
sara caswell [vl, concertmaster]
v.ö.: 09. august 2024
enja / edel
vor zwei jahren, zu seinem achtzigsten, schenkte der altmeister des europäischen jazz sich und den seinen mit nora ein aufwendig produziertes balladenalbum mit streichern zum flügelhorn. im line-up treue freunde und weggefährten, die streicher arrangiert und dirigiert vom zweifachen grammypreisträger alan broadbent. eine offenbar nachhaltige zusammenarbeit, die so gut funktioniert hat, dass ambrosetti mit sweet caress nun nach- und drauflegt.
aus dem streicherensemble ist ein 29-köpfiges vollorchester mit bläsern erwachsen, wiederum arrangiert und geleitet von broadbent, der hier auch die klavierparts übernimmt. die rhythmusgruppe liegt in den bewährten händen von bassist scott colley und peter erskine am schlagzeug. auch john scofield macht auf zwei tracks, was er im grunde immer macht: mit drei anschlägen so charakteristische wie bleibende spuren hinterlassen. und über allem schwebt, und alles durchwebt der samtweiche und leidenschaftliche crooner-ton des flügelhorns. dass dieser ton berührt, verwundert kaum.
hildegunn øiseth [trumpet, goat horn, vocals]
espen berg [piano]
magne thormodsæter [bass]
per oddvar johansen [drums]
niels olav johansen [guitar, track: 4, 5, 6]
v.ö.: 24. mai 2024
clap your hands
um die 1966 im norwegischen kongsvinger geborene jazztrompeterin hildegunn øiseth zu verstehen, muss man wissen, dass sie gerne musikforschung in eigener sache betreibt. in den 1990ern war sie nach ihrem musikstudium trompeterin der schwedischen bohuslän big band, bevor sie für zwei jahre nach südafrika ging. dort stieg sie nicht nur tief in den township jazz und die traditionelle musik rund um kapstadt ein, sondern begann auch zur musik der samen, dem indigenen volk im norden skandinaviens, zu recherchieren. dabei fand sie heraus, wie ähnlich deren musik ist mit der traditionellen in südafrika.
während einer reise durch pakistan suchte øiseth nach gemeinsamkeiten zwischen den ragas dort und den skalen, die typisch sind für die folklore in norwegen. bei einer sufi-veranstaltung in pakistan ist sie fündig geworden und hat die verbindung zwischen diesem land in südasien und ihrer heimat im norden europas entdeckt: das ziegenhorn, das in pakistan auf sufi-zeremonien gespielt und in norwegen als signalhorn von schäfern geblasen wird.
aki takase [p]
daniel erdmann [sax]
carlos bica [bass]
dag magnus narvesen [dr, perc]
vincent von schlippenbach [turntable]
guests:
nils wogram [tb]
alexander von schlippenbach [p]
v.ö.: 17. mai 2024
bmc
dass musik bisweilen als sprache wahrgenommen und auch verstanden wird, allein das schon spricht für eine enge beziehung beider ausdrucksformen. nicht von ungefähr hat es das wort „musiksprache“ ins allgemeine vokabular geschafft. sie kann auch inhalte transportieren, die verbal „unaussprechlich“ sind. und nicht selten wird das bild vom instrument als einer art verlängertem sprachrohr bemüht, das das innere nach außen trägt. dann wiederum gibt es worte, die dank ihres onomatopoetischen charakters musikalisch wirken und allein der reine klang die sprachliche bedeutung erahnen lässt. „forte“ ist so eines.
marc méan [p]
paul amereller [dr]
patrice moret [bass]
v.ö.: 26. april 2024
unit / membran
eine funkelnde, tiefe meditation an einem schwelenden feuer, so lässt sich der zustand beschreiben, den das hören des neuen albums „mist“ von marc méans trio „field“ heraufbeschwört. „mist“ heisst dann auch der erste song des albums und wie aus einem nebelfeld heraustretend mäandrieren die akkorde um ein inneres zentrum, einen inneren schwerpunkt, umkreisen ihn, währenddem der hörer mit ihnen auf eine imaginäre reise geht. méans musik lebt und atmet aus der stille hinaus und nimmt uns mit in eine magische klangwelt, deren sog man sich nur schwer entziehen kann – wenn man die ruhe und geduld aufbringt, sich darauf einzulassen. denn die musik von méans Trio ist sperrig: manchmal spröde, manchmal dunkel-dissonant, manchmal berührend romantisch. es ist musik, die keinem gefallen will und keinem gefallen muss. absolut authentisch und eigenständig, vereint sie die zwei wohl wichtigsten adjektive zur beschreibung relevanter kunst in sich. und sie ist eine wohltat in der flut der auf leichte zugänglichkeit und putzige virtuosität getrimmten popjazz-pianotrios unserer zeit.
aki takase [p]
daniel erdmann [sax]
v.ö.: 29. märz 2024
enja [yellowbird] / edel
die art ihres zusammenspiels ist kaum anders als telepathisch zu bezeichnen. dabei verbindet sich erfindungsreichtum mit technischer perfektion. aki takase und daniel erdmann haben viel miteinander geprobt, und das merkt man. aber vor allem haben sie sich und uns viel zu erzählen. die präzision, mit der sie unisoni und rasante wechsel der tempi zu meistern wissen, steht dem flug ins freie nicht im wege, sondern öffnet ihm die türen. was während der pandemie mit videoschaltungen zwischen dem in reims beheimateten saxophonisten und der berliner wohnung der pianistin begann, wurde live fortgesetzt. bald spürten die beiden, dass sie mit ihrer duo-platte „isn’t it romantic?“ noch lange nicht alles gesagt, sondern gerade einmal den anfang gemacht hatten. die lust am freien, eigenen ausdruck und die bewunderung für die jazztradition führten aki takase und daniel erdmann beinahe instinktiv zu ellington.
moritz stahl [sax]
julius windisch [p]
lorenz heigenhuber [bass]
leif berger [dr]
philipp schiepek [guit]
v.ö.: 22. märz 2024
unit / membran
moritz stahl träumt. besser: er hat geträumt! von einer musik, in der er neue wege findet, um sich selbst auszudrücken, freier zu denken, freier zu spielen, freier zu interagieren. der traum ist wahr geworden! „traumsequenz“ ist das erste album des saxophonisten, jahrgang 1991, aufgewachsen im schwäbischen bobingen, als bandleader. ein langer innerer weg liegt hinter diesem album, viel gedankenarbeit steckt in dieser musik. der traum von einer sehr persönlichen, aufregenden, anregenden und horizont erweiternden musik wurde wirklichkeit für moritz stahl. dabei beeindruckt „traumsequenz“ durchweg in klanglicher und gestalterischer hinsicht.
astrid creve [voc & man]
marta del grandi [voc]
roos denayer [voc & guit]
ambroos deschepper [sax & perc]
benjamin hermans [sax, cl & synth]
artan buleshkaj [guit]
kobe boon [bass]
simon raman [dr]
v.ö.: 22. märz 2024
w.e.r.f. records / news
seit seinem debüt im jahr 2019 hat sich das mòs ensemble zu einer achtköpfigen band entwickelt, die sich von einer kollektiven vision leiten lässt, mit einer vorliebe für räume, in denen sich genres überschneiden oder keine rolle mehr spielen, in denen reiche arrangements von stimmen und anderen instrumenten voll zur geltung kommen. die bandmitglieder sind in einer beeindruckenden liste von bands und projekten aktiv – im pop, jazz und in entlegenen gebieten – und lassen diese aufgeschlossenheit mit einer selbstverständlichen liebe zum abenteuer und zur spannenden interaktion einhergehen. das ergebnis ist ein kollektiv in ständiger wandlung, das einen balanceakt zwischen staunen und entschlossenheit vollführt.
die auswahl zum 14th european young artists’ jazz award burghausen 2024 sowie die programm line-up zur internationalen jazzwoche burghausen vom 12.-17. märz 2024 sind komplett.
namen wie ron carter, christian muthspiels orjazztra vienna, samuel blaser, ana carla maza, monika roscher sowie of cabbages and kings versprechen ein rundum vielfältiges programm, das voller entdeckungen und musikalischer glanzlichter steckt. ob von übersee oder aus der direkten nachbarschaft, ob jazz, funk, reggae oder der bereits traditionelle blues-nachmittag in der wackerhalle, ob musiklegenden, nachwuchs oder generationsübergreifende projekte, zur internationalen jazzwoche kommen musiker*innen sowie gäste in die kleine stadt an der salzach, um im zeichen der guten musik eine großartige zeit zu haben.
julia brüssel [viol]
marie daniels [voc]
maria trautmann [tb]
emily wittbrodt [cel]
v.ö.: 15. märz 2024
boomslang records [galileo]
wer oder was ist hilde? eine person? eine idee? ein sound? eine band? eine kombination aus all diesen aspekten? auf der suche nach hilde trifft man auf sängerin marie daniels, geigerin julia brüssel, posaunistin maria trautmann und cellistin emily wittbrodt. sie haben sich in dem groß-kollektiv the dorf kennengelernt, 2018 unter dem logo hilde als quartett aufgestellt und bereits 2020 mit ihrer ersten platte „open“ für aufsehen gesorgt.
soviel zur historie, denn ihr neues album „tide“ ist von außen betrachtet ein absoluter neubeginn, auch wenn die vier bandmitglieder dieser aussage widersprechen und es eine logische weiterführung des ersten albums nennen würden. doch während sie auf „open“ noch wild in die welt und ihr umland hinein revoltieren, ziehen sie auf „tide“ wesentlich sanftere saiten auf. das enthemmte drauflosspielen ihres debüts weicht einem klaren bekenntnis zu schönheit und einem verweilen im klang. ohne sich aus der gegenwart fallen zu lassen, rufen sie traditionelle lied- und musizierformen in erinnerung, um über den bogen einer improvisierten kammermusik zurück in das lebensgefühl aktueller pop-musik zu führen. und ein bisschen revolte darf hin und wieder auch noch sein. geblieben ist hildes absolute unberechenbarkeit, denn jeder der 14 zumeist recht kurzen songs überrascht mit neuen farben, timbres, spielhaltungen und dramaturgien.
louise jallu [band & comp]
mathias lévy [viol]
karsten hochapfel [e-guit]
grégoire letouvet [keys]
alexandre perrot [bass]
ariel tessier [dr]
gino favotti [sounds]
*guests: cali [voc]
coco-grace caliciuri [cello]
v.ö.: 08. märz 2024
klarthe [broken silence / believe]
die ersten beiden alben von louise jallu – das eine hommage an den tango von gestern und heute, das andere eine ehrung des „tango nuevo“ von astor piazzolla – sind von mindestens zwei triebfedern der musikerin gleichermaßen geprägt: sie macht keinen unterschied zwischen interpretation und kreation. einerseits möchte sie in ihren programmen ein echtes künstlerisches anliegen hervorheben, andererseits ihre unabhängigkeit in bezug auf ein repertoire, ja sogar ein genre demonstrieren, in dem das bandoneon die alleinige hauptrolle spielt.
als prinzip zusammengefasst bedeutet es, dass louise jallu sie als doppeltes spiel verstanden hat. und so scheint dieses neueste album denselben geist zu verströmen wie die ersten beiden – diesmal für ihre eigenkompositionen – und es trägt den titel jeu (spiel).
fabio gouvea [guit]
charley rose [sax, clar]
paulo almeida [perc, voc]
thiago alves [bass, voc]
v.ö.: 01. märz 2024
unit [membran]
wenn du den ersten tropischen regentropfen auffängst, bevor er auf der erde aufschlägt und ihn dann behutsam eingräbst – dann wird dort ein „arvore cristallina“ entstehen, ein baum aus kristall. dieser daum trägt süsse, durchsichtige früchte und die äste dieses baumes, das sind die kindheitserinnerungen von fabio gouvea.
desvio – übersetzt: umleitung, heisst das neue album des brasilianischen gitarristen, der seit vier jahren in basel, der grenzstadt am rheinknie lebt. gekommen, um das von wolfgang muthspiel kuratierte „focusyear“ zu bestreiten, hat er neue musikalische freunde gewonnen und gleichzeitig auch immer wieder heimweh: heimweh nach den gerüchen des tropischen waldes im hinterland von sao paolo, den erzählungen seines onkels, heimweh nach den orten, den menschen und rhythmen seiner jugend, seiner heimat. diese erinnerungen hat
fabio gouvea in seinem neuen album verarbeitet und darum ist es ein sehr persönliches, intimes, im besten sinne – einzigartiges album geworden.
david enhco [tp]
marc perrenoud [p]
v.ö.: 26. januar 2024
nome [broken silence]
wer kennt nicht diesen ton hinter schleiern, das verschattete timbre, diese untief melancholische phrasierung, die doch schneiden kann wie ein skalpell? ein tragisches mysterium: musik und leben der legende chet baker. der in paris geborene trompeter david enhco und der schweizer pianist marc perrenoud – beide längst feste größen im europäischen jazz – gehen im duo der magie dieses sounds auf den grund. und sie tun dies mit neuinterpretationen einiger der ewigen standards, die das repertoire bakers bestimmten, weil der wohl nie selbst komponieren wollte.
das unvermeidliche my funny valentine gerät fast zu einer up-tempo-nummer, bleibt dabei aber strukturell transparent und kantabel, und zeigt ganz nebenbei, wie präzise chet baker auch hinter schleiern gedacht haben muss. yesterdays hingegen, der jerome-kern-klassiker, nimmt sich ganz zurück und leuchtet still in jener innigkeit, die baker manchmal mit dem ersten ton erzeugen konnte.
anke helfrich [p & voc]
dietmar fuhr [bass]
jens düppe [dr]
adrian mears [tb & didgeridoo (04, 05, 07)]
v.ö.: 24. november 2023
yellowbid/enja [edel]
anke Helfrich gehört inzwischen zu den herausragenden jazzmusikerinnen in europa, und die liste ihrer auszeichnungen sowie die prominenten namen, mit denen sie bereits gespielt hat, sprechen für sich. längst hat sie ihren eigenen stil entwickelt, der sich durch musikalität, klangsinnlichkeit, swingende virtuosität und die fähigkeit zuzuhören auszeichnet.
ihr neues album «we’ll rise» ist inspirierten frauen und vergessenen pionierinnen aus kunst, wissenschaft und sport gewidmet, die sich mutig und entschlossen über konventionen hinweggesetzt haben und damit den weg für andere geebnet haben. die innigen musikalischen porträts hat helfrich durch die verwendung von sprache und berührenden originaltönen sowie den besonderen klang des didgeridoos erweitert. im kunstvollen booklet sind die einzelnen frauen durch nicole schneider aquarelliert und «sichtbar» gemacht worden. eingespielt hat anke helfrich diese außergewöhnliche cd mit ihren langjährigen und exzellenten musikalischen partnern, dietmar fuhr am bass und jens düppe am schlagzeug, sowie dem australischen posaunisten und didgeridoo-spieler adrian mears.
mette juul [voc, guit]
mike moreno [guit]
lars danielsson [bass, cello, celesta, melod, cymb]
v.ö.: 10. november 2023
prophone / naxos
die von der kritik gefeierte dänische jazzsängerin, songwriterin und gitarristin mette juul veröffentlicht im november 2023 ihr sechstes soloalbum «celeste». die hälfte der titel sind ganz persönliche interpretationen zeitloser amerikanischer klassiker, die anderen sind moderne kompositionen sowie von juul selbst geschriebene songs. das album wurde mit dem virtuosen amerikanischen gitarristen mike moreno und dem preisgekrönten multiinstrumentalisten lars danielsson aufgenommen. beide waren bereits auf juuls ep new york – copenhagen (2020) zu hören.
über die entstehung des albums sagt mette juul: „ich suchte danach, gemeinsam mit mike und lars neue musikalische sphären zu erkunden. ich wollte meine stimme auf neue weise einsetzen und mich von ihrem grandiosen ideenreichtum und ihrem musikalischen input zu meinem storytelling inspirieren lassen. bevor ich mich mit mike in new york traf, tauschten wir einige songskizzen aus. doch hielten wir es „locker“ und legten die arrangements der songs nicht fest, so dass die musik im studio spontan entstehen konnte“.
arne braun [e-/a-guitars, back-voc]
chris dahlgren [lead vocal, a-guitar, viola da gamba]
evi filippou [vib, perc, back-voc]
alfred vogel [dr, perc]
sidney werner [bass, back-voc, cough]
additional musician:
almut kühne [voc]
v.ö.: 03. november 2023
boomslang records / galileo mc
der lockdown hat vielen künstlerinnen und künstlern wie auch den meisten anderen menschen auf dieser welt übel mitgespielt. für einige wenige war die zeit des stillstands jedoch ein glücksfall, eine willkommene zäsur im wirbel anschwellender hektik. einer von ihnen ist der in new york, berlin und salzburg beheimatete singer-songwriter chris dahlgren, der mit seiner band dhalgren das dritte album «got milk» an den start bringt.
chris dahlgren ein singer-songwriter? Ist das nicht ein jazz-bassist, der unter anderem mit anthony braxton, joe lovano und herb ellis oder in seiner berliner zeit mit gebhard ullmann sowie dem wahnwitz-trio johnny la marama zusammengespielt hat? richtig. chris dahlgren zählt weltweit zu den renommiertesten jazz-bassisten, der alle facetten zwischen tradition und avantgarde beherrscht. doch das leben ist einerseits zu reich und andererseits zu kurz, um sich nur auf ein idiom zu beschränken. mit seiner band dhalgren interpretiert dahlgren songs. seine songs.
dee byrne [a-sax, effects]
simon petermann [tb, effects]
cath roberts [b-sax]
oli kuster [rhodes, effects]
seth bennet [bass]
johnny hunter [dr]
v.ö.: 03. november 2023
enja [edel]
die entstehungsgeschichte des albums «350 million herring» wurde stark von den reisebeschränkungen während der pandemiejahre 2021/22 geprägt, war doch das zusammenspiel für eine international besetzten band eine große herausforderung. eine wunderbare perspektive für die sechs musikerinnen und musiker der band moonmot schaffte eine artist residency im september 2021 in den schweizer alpen, zu der die musikerinnen aus großbritannien das erste mal seit fast eineinhalb jahren die insel verlassen konnten.
es waren eindrucksvolle tage: einerseits lag der konzentrierte fokus auf den neuen, mitgebrachten kompositionen, die die band während dieser zeit einstudierte. andererseits boten die blühenden wiesen der berner alpen, die sonne und die frische luft größtmöglichen kontrast zum großstadtleben von london oder manchester, wo sich die bandmitglieder vor der pandemie zumeist trafen.
als ergebnis kommt die musik zum neuen album «350 million herring» viel kohärenter daher als das erstlingswerk und auch wenn die band zuvor 18 monate nicht zusammengespielt hatte, zeugen die neuen stücke von einem reifeprozess. wie bereits bei auf dem ersten album « going down the well » steuert auch beim neuen album ein jedes bandmitglieder eine komposition bei, wobei die band den luxus hatte, dass sie aus 13 kompositionen die besten sechs auswählen konnte.
roy nathanson [s-, a-, b-, sax, guit, voc]
feat.
nick hakim [voc]
gabe nathanson [tr, voc]
saleem muhammad [table]
bam rodriguez [bass]
aidan scrimgeour [Rhodes]
isaiah barr [t-sax]
julian soto [voc]
cleo reed [voc]
v.ö.: 27. oktober 2023
yellowbid/enja [edel]
«82 days», das neue album von roy nathanson ist nun von all seinen musikalischen und menschlichen erfahrungen und gaben geprägt. es ist der blick eines großen künstlers und noch größeren grüblers auf die welt. mitten im lockdown, an einem märztag 2020, trat er um 17:00 auf den balkon seines hauses in brooklyn und spielte den folk-klassiker «amazing grace». von jedem tag an wiederholte er dieses ritual 81 weitere tage immer exakt zur selben zeit, jedes mal mit einem anderen song. diese marotte sprach sich herum, menschen versammelten sich vor seinem haus, um ihm zuzuhören, freunde und andere musiker gesellten sich zu ihm, um ihn zu begleiten. am 83. Tag beendete der saxofonist das Projekt und verwandelte es in eine art freier musikschule. doch damit war der prozess noch nicht beendet. nathanson zog sich in seinen keller zurück, spielte viele der Songs jener 82 tage aus der erinnerung neu ein und fügte neue eigenkompositionen hinzu.
sophie tassignon [voc]
peter van huffel [a-sax]
peter meyer [guit]
roland fidezius [bass]
mathias ruppnig [dr]
v.ö.: 20. oktober 2023
w.e.r.f. records [news]
sophie tassignon, die deutsche jazzsängerin mit belgischen wurzeln, hat sich in der vergangenheit bereits durch frühere veröffentlichungen ansehen in der szene verschafft. sie blickt auf eine beeindruckende sammlung hochgelobter alben, die nicht nur ihre musikalische vielseitigkeit, sondern auch ihre unglaubliche stärke als sängerin und komponistin offenbaren. sophie ist ein musikalisches chamäleon, das sich ständig selbst herausfordert und erneuert.
als die flüchtlingskrise 2015 ausbrach und millionen syrischer flüchtlinge auf der suche nach einem besseren leben und sicherheit nach europa kamen, löste dies ängste und widerstand in der europäischen bevölkerung aus. die wahrnehmung von flüchtlingen ist oft sehr negativ und führt zu politischen spaltungen.
als nur zwei straßen von sophies zuhause in berlin entfernt ein auffanglager eröffnet wurde, beschloss sie zu helfen und kümmerte sich um einige flüchtlinge. um die kultur und die geschichten dieser menschen besser zu verstehen und eine brücke zu unserer kultur zu schlagen, beschloss sie, arabisch zu lernen. inzwischen sind mehr als fünf jahre vergangen und sie beherrscht nicht nur die arabische sprache, sondern hat auch ein besseres verständnis für die kultur und die bräuche der arabischen gemeinschaft entwickelt. freundschaften fürs leben sind entstanden.
19. bis 22. oktober 2023
jazz & the city 2023
come together in salzburg
vom 19. bis 22. oktober steht die salzburger altstadt ganz im zeichen des jazz & the city festivals, das in gewohnter manier auch dieses jahr wieder freunde zeitgenössischer musikalischer vielfalt in seinen bann ziehen wird. vier tage lang wird salzburg zur internationalen jazz-metropole und damit zum magnet für künstlerinnen, künstler, stadtbesucher und -besucherinnen aus dem in- und ausland. veranstaltet wird das beliebte publikumsfestival für jazz, improvisierte musik und angrenzende künste von der altstadt salzburg marketing gmbh.
makiko hirabayashi [p]
klavs hovman [b]
marilyn mazur [dr]
v.ö.: 22. september 2023
enja/yellowbird [edel]
meteora – eine kette von griechisch-byzantinischen klostergebäuden und einsiedeleien in thessalien, die seit dem 11. jahrhundert im auslaufenden höhenzug des pindos-gebirges oberhalb des pinios in der thessalischen tiefebene auf und in die kuppen von sandsteinfelsen gebaut wurden. in zum teil über 600 metern höhe waren einige von ihnen lange nur über strickleitern oder seilwinden erreichbar. je nach witterungslage wirkt die gebäudeformation wie vom himmel gefallen oder – bei dunst oder nebel – in der luft schwebend (beides vom wortursprung gedeckt). seit jeher insprirations- und bilderquell für künstler aller sparten; u.a. auch 2003 für das gleichnamige album der alternative-megastars von linkin park.
makiko hirabayashi erfuhr von diesem ort während einer konzertreise nach athen und war von der symbolkraft sofort gefangen: die isolierten einheiten, die doch in einem größeren zusammenhang stehen; das fragil schwebende bei gleichzeitiger bodenhaftung.
christian muthspiel & orjazztra vienna
lisa hofmaninger [s-sax, b-cl]
fabian rucker [a-sax, s-sax, cl]
nikolaus holler [a-sax, s-sax, cl, fl]
robert unterköfler [t-sax, s-sax]
ilse riedler [t-sax, s-sax, cl, fl]
florian bauer [b-sax, b-cl]
gerhard ornig [tr, flh]
lorenz raab [tr, flh]
dominik fuss [tr, flh]
alois eberl [tb]
daniel holzleitner [tb]
christina lachberger [b-tb]
philipp nykrin [p]
beate wiesinger [e-bass]
judith ferstl [a-bass]
judith schwarz [dr, right]
marton juhasz [dr, left]
christian muthspiel [cond, comp]
v.ö.: 15. september 2023
col legno / www.col-legno.com
eine musikalische hommage an federico fellini, live aus der oper graz:
im auftrag des festivals „la strada graz“ entstand zu dessen 25. jubiläum das abendfüllende programm „la melodia della strada“ als würdigung des namensgebers des festivals, des italienischen filmregisseurs federico fellini.
aus den mitschnitten der drei inszenierten vorstellungen in der oper graz im juli 2022 entstand dieses live-album, welches nach dem debutalbum „homecoming“ (2022, emarcy/universal) bereits die zweite doppel-cd des 2019 von christian muthspiel gegründeten jazzorchesters orjazztra vienna darstellt.
innerhalb vier großer sätze von jeweils 20 bis 30 minuten länge – filmischen „sequenzen“ entsprechend – sind die einzelnen stücke nahtlos miteinander verbunden. die zwei cds in der gesamtlänge von 94 minuten geben somit jeweils eine konzerthälfte wieder. live. ohne overdubs, ohne tricks.
muthspiel, für den fellini anfang der 1980er-jahre „ein tor zur welt“ wurde, erinnert sich komponierend an den schillernden, opulenten kosmos der filme fellinis, an unzählige figuren, geschichten und szenen sowie – ohne wörtlich zu zitieren – an die filmmusik des genialen nino rota, fellinis engen wegbegleiters und künstlerischen partners.
der prinzipielle ansatz des orjazztra vienna, dass jede musikerin, jeder musiker des orchesters für ein aus-führliches, improvisiertes solo als musikalisches individuum aus dem kollektiv heraus- und in dieses wieder zurücktritt, spiegelt hier auch ein filmisches verfahren: nämlich aus dem öffentlichen raum, einer gesellschaft, gruppe oder gemeinschaft hinein in das ganz persönliche, unverwechselbare und einzigartige eines menschen zu zoomen.
ein für diese produktion verfasster text von christoph ransmayr beschreibt poetisch das erinnern an filmszenen fellinis und deren übersetzung in musik, und zu jedem der 17 stücke schildert christian muthspiel sein eigenes erinnerungsbild als inspiration für das jeweilige stück, in der gesamtheit somit seinen „hörfilm“.
„mögen die bilder im kopf entstehen“.